Sonntag, 22. November 2020

ZÖRBIG op.432 aus 1928! Rühlmann Jr.´s Vorführorgel

In der Heimatstadt der Orgelbauanstalt Rühlmann konnte endlich im Jahr 1928 auch ein Werk der ortsansässigen Firma istalliert werden. Das historische Gehäuse aus der Frühromantik wurde hierbei übenommen und seitlich erweitert um ein viel größer dimensioniertes Instrument unterzubringen. Es sollte jetzt III Manuale und 40 Register aufnehmen. Davon ein riesiges Schwellwerk im oberen Teil der Orgel.
Orgelprospekt in Zörbig
Das Werk steht auf I, II und Pedal auf Rühlmannschen Registerkanzellen (Kegelladen) und das IIIte Man auf Taschenladen. Der Spieltisch ist im Stil der Großorgeln wie der der Lutherkirche in Erfurt 1928 (umgebaut erhalten) , Gnadenkirche Berlin 1927(abgebrannt 1945) und Eisleben Peter & Paul 1929(nicht erhalten) , angelegt.
Spieltisch für Berlin Gnadenkirche op.419-1927
Spieltisch Erfurt Lutherkirche op.425 - 1928
Auch hier zeichnet sich die bequeme Handhabung beim spielen aus, trotz der vielen Schalter. Übersichtlich angelegt und einfach zu spielen. Was schon mal viel Freude verbreitet. Die Werkaufteilung ist hier ganz klar und für Kundenbesuche konzipiert: Manual I: Hauptwerk mit den >Kernstimmen< der Orgel. Auf Manual II trifft man auf eine Art englisches "Choir" mit kräftigen Geigenprincipal8' absolut traumhafter Doppelflöte8' und Flauto traverso8'. Dazu gesellt sich Prinzipal und Nachthorn 4' und als Einzelaliquoten Gemshornquinte 2 2/3' und Blockflöte 2'. Das III.Manual ist ein großes spätromantisches Schwellwerk dazu ein perliger Flautino 2' und eine Sesquaialtera 2 2/3' 2'- welche bei früheren Orgeln die "Harmonia aetherea 3fach" bildete. Eine kräftige aufschlagende Oboe8' gibt enorm Farbe über das ganze III.Manualwerk. Durch die vielen Unter- und Oberoktavkoppeln die auch durch die Manuale auf das I. Man. wirken ergeben sich hier traumhafte Klangmöglichkeiten schier unbegrenzter Möglichkeiten. Wir haben hier Superoktav: III, III-II, II-I (wirken auch alle aufs Pedal) Suboktav:III-II durch II-I auch auf I. Herrlich. Ein riesiger Koppelapparat macht es im inneren der Orgel möglich. Und natürlich auch eine kraftvolle Windmaschine die den extrem erhöhten Windverbrauch realisieren muß. Das volle Werk klingt imposant und enorm kraftvoll und aliquotbetont.
Spieltisch in Zörbig.
Eine Orgel der nichts fehlt und auf der Barockmusik, Mendelssohn, Rheinberger Reubke Reger und Widor ohne weiteres darstellbar ist. Besonders die Flöten und Soloregister sind bezaubernd intoniert und stellen viele Kompromissinstrumente aus dieser Zeit in den Schatten. Absolut hörenswert! Das Instrument ist bis auf 2 Umdisponierungen die von Wilhelm Rühlmann jr.1960 authorisiert wurden original erhalten und zeugt heute von dem Willen Instrumente zu bauen die nicht Neobarock - oder kompromiss-Instrumente auf Pneumatik sind sondern eine Weiterentwicklung der Spätromantik. Rühlmanns Instrumente klingen ganz speziell und ganz anders als ihre Zeitgenossen.

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