Mittwoch, 11. November 2020

HEILIGENTHAL opus 387 aus 1916

 Etwas abgelegen in herrlichster Natur bei Gerbstedt (SachsenAnhalt) liegt Heiligenthal. (14km von Könnern entfernt). In der Kirche findet man alles im historischen Zustand, Barockaltar, Barockorgel, Jugendstilmalereien der letzten Kirchenrenovierung und elektrische Lampen aus der Jahrhundertwende. Wäre da nicht diese schwergängige und störrische Orgel aus 1737 mit ihrem Barockgehäuse. Erbaut von Johann David Tiensch aus Eisleben. Sicherlich heute eine Bereicherung, hätte man sie erhalten.....Rühlmann weigerte sich das Barockgehäuse durch ein Modernes zu ersetzen. Es wurde in der heimischen Orgelbau-Anstalt restauriert und erweitert. Es sollte eine doppelt so große Orgel in sich aufnehmen- 1737 das barocke Instrument I/12; 1916: II/11. aber dafür auf II Manualen und die vielen 8 Fuß-Register benötigen massiv raum. 1916 in mitten des scheußlichen ersten Weltkrieges wurde das Werk eingeweiht. Abgeliefert wurde nur in höchster Qualität. 

 

Heiligenthal Op.387 - 1916

Die Verarbeitung aller Teile und der Materialeinsatz zeugen davon. Auf dem ersten Manual sind disponiert: Hohlflöte8'Principal8'Octave4'Bordun16' Mixtur 3fach. Der Bordun gibt Fülle und Fundament. Auf der Windlade des II.Manuales, ein wahres Oberwerk, die Windlade steht über den Pedalpfeifen und über denen des Hauptwerkes, sind zu finden: Lieblich Gedackt8' Flauto traverso 8' Gamba8' Flauto amabilé4'. Die Oberoktavkoppel ist ausgebaut und lässt dadurch genialste Mischungen zu. Im Pedal ist Subbass 16' und Octavbass 8' aus Holz gestellt....beide geben dem Ganzen Kraft. Bemerkenswert ist bei dieser Orgel : der Principal8' ist eine wahre Kernstimme, frisch, kernig und jugendlich trotz das er verstaubt ist -  und außerdem in original Zinnausführung im Prospekt- er klingt wunderschön. 

 

Barockgehäuse mit Rühlmann´schen Zinnpfeifen.

Dazu alle anderen Register, die wie immer als Solostimmen verwendet werden können. Die Gamba8' bedarf auch der Betrachtung: Rühlmann´s spätromantische Instrumente leben von der Grundtönigkeit die durch schroffe Streicher mit viel "Oberton" aufgekratzt werden. Der Erbauer und der junge Chefintonateur legten Wert auf Obertönigkeit und Durchhörbarkeit bis in die tieftste Oktave.....die Gamba8' ist trotz der Höhe ausgebaut, die 5 längsten Pfeifen wurden aus Zink hergestellt und liegend an der Rückwand der Orgel befestigt. 

 

liegende Gamba 8' in Zink

von der Schönheit und Noblesse der Flöten muß man gar nicht berichten. Hier sind wie immer Namen nicht Schall und Rauch....man hört die Hohlflöte und die Traversflöte und die kleine Flauto amabilé direkt heraus. Man kann Principal zu Octave unterscheiden in Farbe und Nuance. Da die Orgel neu gewesen ist, musste der Zinnprospekt nicht abgeliefert werden. 

 


Das Ganze gekoppele und offene 8Fuß Zeug braucht natürlich eine enorme Windversorgung.... diese ist schier wild durch die Kirche geleitet.... leider funktioniert die Zuführung vom Motor nicht richtig, dadurch ist die über 100 Jahre alte Orgel nur eingeschränkt spielbar....lässt sich aber leicht beheben.....und ist mittlerweile wie ihre Vorgängerin ein seltenes besuchenswertes Objekt -  ein Muss. 

 

Gesamtansicht

Heiligenthal ein Instrument der Orgelbau-Anstalt Rühlmann - Zörbig , 1916!

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