Donnerstag, 3. Dezember 2020

SELBITZ op.414 aus 1926 (bei Kemberg)

 Südlich von Wittenberg liegt etwas abseits der kleine Ort Selbitz. Hier wurde 1925 die baufällige Barockkirche durch einen gleichgroßen Neubau mit historischen Ausstattungsstücken aus dem Vorgängerbau versehen. Die alte Orgel wurde dabei nicht berücksichtigt. Hier musste etwas kleines aber Neues her. Man bat Wilhelm Rühlmann im nahen Zörbig ein entsprechendes Werk zu konzipieren. In der Nachkriegszeit sicher ein schweres Unterfangen, wenig Geldmittel und wenige Fachleute waren vorhanden. Es wurde ein neobarockes Gehäuse entworfen mit Anlehnungen an die zwanziger Jahre.   


 

 Zwei hohe Seitentürme flankieren ein breites Mittelfeld in dem einige Pfeifen des Principal 8' stehen. Alles in Zinkausführung der Notzeit geschuldet. Dabei wurde in der Orgelbauanstalt Rühlmann trotzdem immer auf peinlich genaue Verarbeitung geachtet. 

Spieltisch: man beachte das f'

Davon zeugen Windladen Pfeifen und Spieltisch und die technische Anlage. Am Spieltisch ist der größere Tastaturumfang C-g''' und Pedal C-f' vorhanden, bemerkenswert ist, das die Taste f' des Pedals noch ausserhalb des Chassis angebracht wurde. Vermuten lässt hier , das nur C-d' projektiert wurde und in letzter Minute der Umfang vergrößert werden musste. 

Blick in den inneren Aufbau

Die Registerstaffelei verrät: Hauptwerk: voluminöse Hohlflöte8' Principal8' Octave4' Rauschquinte 2 fach, hier wurde auch gespart...gedeckte Quinte und offene Oktave 2'  mit Zinkpfeifen. Auf dem IIten Manual kommt eine absolut zarte Aeoline8' ein markiges Lieblich Gedackt8' und eine starke Flûte harmonique 4' zum Einsatz. Im Pedal nur Subbass16'. Die Oberoktav und Unteroktavkoppel II-I bringen noch mehr Volumen in das kleine Werk, ohne aufdringlich zu wirken. Die kleine Orgel ist momentan etwas eingeschränkt spielbar zeugt aber von ihrer Erbauerfirma. Nix überspitztes, keine schrillen Aliqouten. Aber in Ihrer Intonation schon nicht mehr der alten Zeit behaftet....Instrumente die in Zukunft gebaut wurden wurden durch neuere barockere Register und Klangfarben ergänzt. Aber immer behutsam ohne es zu übertreiben.

Selbitz opus 414