Donnerstag, 19. Januar 2023

Der SAALBAU zu RECKLINGHAUSEN und seine beeindruckende ORGEL,1925

 1925. Der neue Saalbau zu Recklinghausen , ausgelegt für 1.500 Gäste erhielt 1925 ein gewaltiges Orgelwerk von bester Technik im Bühnenbereich. Es trägt die Opusnummer 2094.

 

großer Saal mit Walcker Orgel 1925

Ein beweglicher Spieltisch auf Rollen, angeschlossen über ein dickes Kabel im Schlepp zur Hauptorgel. Dieses Teil ist noch im Stil der früheren großen PréstigeOrgeln der Firma erbaut, edle Hölzer und besonders die Einfassung der Registerschalter mit Arkanthusrankenschnitzwerk spiegeln den Glanz und Pomp der Jahrhundertwende wieder. 

 

zeitgenössischer Organist vor der Saalorgel op.2094

Ein elektropneumatisches Großwerk der Orgelbau-Anstalt Walcker in Ludwigsburg und deren Chef Dr.phil. Oscar Walcker. Auf ein spätromantisches Fernwerk, welches damals noch sehr in Mode war, wurde verzichtet. Dabei wirkt die Orgel wie eine große spätromantische Orgel mit viel Symphonik, abgerundet durch "antike" also alte Stimmen des Mittelalters und Renaissancezeit ergänzen das spätromantische RegisterEnsemble.

 

Spieltisch der Walcker Orgel in Recklinghausen

 Herrlichste scharfe Streicher wie Gamba, Aeoline, Viola, Fugara und Voix  celeste8' lassen sich problemlos mit mittelalterlichen Registern wie Rankett, Bärpfeife, Krummhorn, Vox humana und Geigend Regal spielen. Dazu silbermannsche Prinzipale und Klangkronen wie Cymbel und Kornette. Dazu noch elsässisch französisches Rohrwerke (Zungen) Trompete harmonique, hohe Trompete (Clairon4) Dulcian 16 nach Preatorius, ersetzt den Basson16'. Das Glockenspiel auf Manual 3 darf nicht fehlen, es ist ein pneumatisches Xylophon. Manual II und III stehen in dicken Schwellkästen somit ist der UniversalOrgelKlang biegsam und sehr dynamisch, da die beiden Manuale an Kraft dem ersten, deutsch gehaltenen Werk, in nichts nachstehen. Ober-Oktavkoppeln sind reihenweise ausgebaut. Etliche Stimmen haben einen erhöhten Winddruck und gewinnen dadurch noch mehr an Präsenz im Raum und im gesamten Orgelklang. Eine gewaltige Windmaschine von Walcker versorgt das 71 registrige Werk mit genügend Wind zusätzlich liefert es auch durch einen gekoppelten Generator die nötige Stromspannung von 24 Volt um das Instrument mit seiner elektropneumatischen Steuerung zu versorgen. Man denke an die vielen 1000 Magnete die im vollen Werk mit allen Oktavkoppeln gleichzeitig arbeiten! Und natürlich an die vielen mehr als 2200 Pfeifen die mit einmal erklingen wenn alle Register gezogen sind und die Oktavkoppeln alles nocheinmal verdoppeln! Dieser riesige Windverbrauch! Dazu noch die gewaltigen 32' und 16' füßigen Register des Hauptpedals! 

 

die große Saalorgel mit Orchesterempore

1972 wurde das sicher ungepflegte und unmoderne Instrument, obwohl alles für alle Epochen und Stilrichtungen erschaffen wurde, komplett abgerissen und durch ein mechanisches , modernes Instrument neobarocken Stils erbaut. Die Stadthalle wurde 2000 geschlossen und 2013 komplett abgerissen!

Dienstag, 10. Januar 2023

größte Orgel SCHWEDENs, BLAUE HALLE STOCKHOLM, WALCKER 1925

 Stockholm, Schwedische Hauptstadt. Hier baute Architekt Ragnar Östberg im Stil der schwedischen Nationalromantik - Eklektizismus , sein noch heute bestehendes Stadthaus. Der Sitz des Stadtparlaments und der Stadtregierung. 

Stadthaus Stockholm, aus einer Walckerwerbeschrift

Im GOLDENEN SAAL sieht man ROXETTE mit ihrem Titel "fading like a flower" in dem anschließenden riesigen Saal, der Blauen Halle, (BLA HALLEN) werden neben vielen anderen Aktivitäten die "Nobelpreise" vergeben. Dazu ertönt immer eine Orgel. Unscheinbar, unsichtbar, und doch monumental in ihren Ausmaßen. Die größte Orgel Schwedens.

 

Bild aus dem Internetz, heutige Ansicht der Blauen Halle

 Weit oben über dem Publikum versteckt in einem Balkon steht sie. IV-Manuale, 115 Register. gewaltig. Man wollte nicht so recht, etwas deutsches nach dem verlorenen Krieg, eigene Firmen wollten und konnten aber solche Ausmaße nicht, englische Firmen, nunja, man wusste nicht genau, so geht es aus den alten Akten hervor. Lieber in Zusammenarbeit mit den Deutschen. Die kannten sich aus mit Elektropneumatik und Riesenorgelbau.England war raus, die Schweden wollten nicht so recht, also musste Firma WALCKER-LUDWIGSBURG die Planung und die Ausführung alleine übernehmen. Man kannte sich ja aus mit dem Großorgelbau. Der Juniorchef Dr.Oscar Walcker holte den Auftrag persönlich in Stockholm, nach mehreren schweren Verhandlungen und Procedere. Die Schweden wollten nicht so recht, mit einenm Kriegsgegner. Aber keiner konnte es besser, Oscar Walcker holte den Auftrag in die heimische Firma, so steht es in seinen Erinnerungen, der Bau konnte beginnen. Wenig Platz war vorhanden, ein Fernwerk war zusätzlich geplant. 

Aufriss und Schnitte, Walcker1924, Archiv CvP

1925 war es endlich fertig, eine riesige Orgel auf einem Balkon über dem Saal. Die größten Pfeifen wurden liegend installiert. Der Walcker Spieltisch wurde auf dem Balkon in luftiger Höhe aufgebaut. Dort versah er seinen Dienst bis ende der 1990er.

Walcker Spieltisch, 1925. Archiv CvP

 Keiner weiss wo er ist, Recherchen ergaben nix, Personen vor Ort wissen nix, Leute der Orgelbaufirma die den Umbau vornahmen, wissen auch nichts. Somit existiert noch kein weiteres aktuelles Bild.

Aufriss, Archiv CvP, copyrighted

Reorganisert wurde die Orgel von HARRIS&HARRIS, England. Man übernahm fast alles Vorhandene der Walcker Orgel. Ein neuer Spieltisch französischer Bauart steht heute inmitten der Zuhörerschaft. Walcker erbaute die Orgel auf elektropneumatischen Kegelladen und Hängebalgladen. Das Walckersche Orgelwerk ist zu fast 100% erhalten und ging in dem neuen Werk auf. Ein Erlebnis.Hier die Disposition und die originalen Seiten von Walcker:
Walcker Seiten, (c) by Christian Schmidt, Pressel.




Samstag, 7. Januar 2023

GERA fürstliches Theater mit WALCKER Orgel aus 1911

 Im damals im Jahr 1902 neuerbauten fürstlich reußischen Theater welches von dem Berliner Architekt Heinrich Seeling projektiert wurde, konnte die größte deutsche und europäische Orgelbau-Anstalt, ja der ganzen Welt, E.F. Walcker-Ludwigsburg, eine gewaltige Konzertorgel einbauen. 50 klingende Stimmen wurden eingebaut. 

Saalorgel in Gera.

Das bedeutende Werk wurde damals richtungsweisend auf walcker´schen pneumatischen Hängebalgladen, die die präcise Ansprache der Töne durch Abstrompneumatik deutlich positiv beeinflussen, erbaut. Zusätzlich wurde die gesamte Anlage der damals modernen Technologie der Elektrizität bedacht und die ganze Orgelanlage funktioniert auf Elektropneumatik. Hinzu kommt das das III. Manual im Tonumfange eine Oktave weiter ausgebaut wurde. Wie es sich für eine SaalOrgel gehört, ist auch das II.Manual wie auch das III. als Schwellwerk ausgeführt. Diese Schwellanlagen wurden über elektropneumatische Bauteile bewegt, da der freistehende Spieltisch sich auf dem rechten Zuschauer-Rang befindet. Der Organist schaut auf den Dirigenten und in den Saal.

Bild um 1975, Orgelbau Sauer/FFO

 Wem das noch nicht reicht zu einer sogenannten "Spätromantischen Orgel" wird hier auch überrascht, das das Werk der "Elsässer Orgelreform" folgt. Die Registerzusammenstellung macht deutlich: Cymbel 3f. Solotrompete8'&Oboe8' im III.Manual. Auf Manual II ein zu spielendes Echo oder Fernwerk mit : Bordun8' Spitzflöte4' Vox humana8' zusätzlich noch Clarinette8' und weitere Stimmen im Schwellkasten des Manuales. Das erste Manual ist klassisch deutsch gehalten: Bordun16' Gamba8' Principal8' Oktave4' Oktave2' Mixtur4fach, Kornett3-7fach, Trompete8'! 

Walcker´s Werbeblatt

Die Orgel war das 1638te Werk der Firma und wurde kurz nach der großen Orgel in der Stadtkirche St.Jakob zu Ilmenau erbaut. Unangetastet und unbeschadet überstand das große Werk die Kriegseinwirkungen und bestand bis 1975. 

Walcker Orgel zu DDR Zeiten. Kopierecht bei Stadtarchiv Gera.

Sie wurde demontiert inklusiv der eklektizistischen Schauseite und 1977 durch ein neues Werk des "VEB Sauer Orgelbau-Frankfurt Oder- DDR" ersetzt. 

Walcker Orgel mit Konzertbestuhlung, Kopierecht bei Stadtarchiv Gera.

Ich weise darauf hin das die Bilder Urheberrechtsgeschützt sind und bei Veröffentlichung und Weiterverarbeitung einer Anfrage bedürfen! Stadtarchiv Gera, Archiv Christian Schmidt, Archiv Wilhelm Sauer Orgelbau, Frankfurt/O.