1905 wurde von der Orgelbauanstalt Rühlmann Opus 270 im historischen Gehäuse von Christian Förner, dem Erfinder der Windwaage erbaut.
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Originalphoto 1928 |
Sie befindet sich in der Ullrichskirche in Halle, heute genutzt als "Konzerthalle am Boulevard". 1917 wurden die zinnernen Prospektpfeifen an die Rüstungsindustrie abgeliefert und später durch aluminisierten Zink ersetzt. Sie stellte zur Erbauungszeit eines der herrausragendsten und klangprächtigsten Instrumente der Spätromantik in der Stadt Halle dar und war zugleich die zweitgrößte Orgel III/45 nach der Marktkirche Op.187 III/61von Rühlmann der Stadt. Ein imperiales Instrument. Rühlmann-Orgeln fallen immer durch eine standardisierte allgemein gültige eher langweilig aussehende Disposition auf, aber die Intonation reißt alles heraus.
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Seite aus dem Firmenkatalog 1914 |
1933 wurde das Instrument im III.Manual mit zusätzlichen Schwellkasten durch Schwiegel 2' Sesquialter 2 fach, Mixtur 3-4fach Fagott 16' Oboe 8' und einer Trompete 4' durch Wilhelm Rühlmann jr. erweitert, um der geänderten Aufführungspraxis, barockerem polyphonen Spiel und neuen Ansichten der Orgelbewegung gerecht zu werden.
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zusätzlicher Schwellkasten 1933 |
Die Orgel wuchs auf III/51 an. Der Spieltisch wurde behutsam umgebaut sodass die Ergänzungen kaum auffallen. Rollschweller Balanciertritt zum III.Manual und der Rollschweller für den Registranten blieben erhalten.
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Spieltisch Rollschweller Balanciertritt und Rollschweller für den Registranten |
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Der Gedacktbaß 16' und die Viola d´amoure 8' als Viola 8' sind Transmissionen aus dem Schwellkasten und benutzbar unter einzelnen Zügen für das sogenannte "Echopedal" Noch ehe die Kirche als Konzerthalle umfunktioniert wurde, ist das Werk Rühlmanns spurlos verschwunden, das bezieht sich aber nur auf die Pfeifen. Die Technik, Windladen und der Spieltisch ist erhalten geblieben.
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Gesamtansicht 2018 |
Eine mutwillige Zerstörung, könnte sich die Konzerthalle heute noch über eine Spätromantische symphonische Orgel aus 1905 und einem Neobarocken Instrument von Sauer /FFO aus dem Jahr 1980, die beide im Dialog erklingen könnten, erfreuen.
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demolierter Spieltisch |
Hier lässt sich problemlos ein symphonisches Orgelwerk nach dem Vorbild Rühlmanns neu installieren, die Windladen und Spieltisch samt Magazinbalg sind erhalten. Geplündert durch Materialdiebstahl aber ohne Wasser- und sonstige Schäden-lässt sich das Vorhandene problemlos aufarbeiten.
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Windladen des I.ten Manuales in Registerkanzellenbauform |
Das Pedal und Manual I wurde in Registerkanzellenbauweise erstellt. Die Windladen des II. und III. Manuals wurden noch in Kastenladen erbaut.
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Windladen von Manual II und III in Kastenladenbauform |
Das hat den Vorteil, das die Abstromdynamik der Kastenlade eine präcisere Ansprache als die Kegellade ermöglicht. Wilhelm Rühlmann war immer auf Präcision der Tongebung und absoluter Schönheit des Tones bedacht....dies hört man an so vielen Instrumenten die durch seine Firma erbaut wurden! Darum setzte er junge dynamische Intonateure ein, die den Instrumenten diesen speziellen Klang gaben. Richard Rühlmann (Sohn von Bruder Theodor, geb.1880) ab ca. 1899/ab Opus 200 / ((201 Zwochau nachweislich...."ein Neffe besorgt die Intonation mit Hrn. Fleischer" --später Fleischer&Kindermann, Dessau ))und Georg Eule/Bautzen(geb.1882) ab ca 1905/6 in der Firma tätig. Beide prägten den Klang der Instrumente entscheidend. Jugendliche frische Klänge, kraftvolle Principale und Zungenstimmen gemischt mit einem so jugendlich dynamisch frischen Charme prägen die Klangwelt dieser Zeit. Der absolut erfahrene Wilhelm Rühlmann wusste das die Jugend der überlegeneVorsprung ist, unverbrauchte Ohren, feurige Jugend mit Ehrgeiz, frisch und kraftvoll.....diese jungen Männer setze er als Intonateure ein. Wahnsinn!!!! Da kann man nur erahnen was hier mit Opus 270 erklungen ist....ein wahrhaft imperiales Werk der Zörbiger Firma!!!
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