Freitag, 7. August 2020

DORNITZ op.7 aus 1866 das erste Werk Wilhelm Rühlmann´s

Nachdem Vater und Firmengründer Friedrich Wilhelm Rühlmann von 1842-1866 nur 6 kleine Instrumente erbaute, wohl auch der damaligen schweren Zeit geschuldet, übernahm der erstgeborene Sohn Wilhelm der bei dem Vater die Lehre zum Orgelbauer durchlaufen hatte und anschließend noch weitere Jahre bei Friedrich Ladegast arbeitete, die kleine Firma.
Inschrift auf der Rückseite des Notenpults

Dort absolvierte er auch seine Meisterausbildung und wurde nachdem der Vater gesundheitlich immer angeschlagener war "heimberufen" um das väterliche Geschäft zu übernehmen. 1866 entstand so seine erste Orgel für die Dorfkirche in Dornitz bei Löbejün. (nördlich von Halle/Saale)

Ganz bescheiden aber dem Stil des Vaters folgend, das prägte den ganzen Lauf der späteren Orgelbaufirma. Selbst bei wenigen Manualregistern 16' und 8' im Pedal. Qualitätvoller Tastenbelag, hervorragende Holzbeschaffenheit und peinlich genaue Verarbeitung dazu edle Registerzüge mit edel beschrifteten Porzellanplatten zeigen schon beim ersten Instrument den hohen Anspruch.

Spielschrank
 Die Ausgewogenheit der Register, die helle Mixtur....die im Laufe der späteren Jahre immer dunkler und tiefer und dadurch dramatischer klingt zeigt sich hier. Hervorragend abgestufte Flöten. Dazu die Prinzipale die genauso aufeinander abgestuft anzutreffen sind, färbend hierzu die Viola di Gamba 8' mit edlem Strich noch nicht zu vergleichen was nach 1900 erbaut wurde. Das volle Werk braust wie man es bei Rühlmann immer antrifft- kraftvoll sonor aber klar durchhörbar da die Principalpyramide 8'-4'-2' Mixtur1 1/3' komplett ausgebaut ist. Auch die Balganlage lässt noch alte Schule erkennen, 2 übereinanderliegende Keilbälge, das sollte sich alles, besonders nach dem Besuch bei Aristide Cavaille-Coll in Paris grundlegend ändern.
restaurierte Keilbalganlage

Magazinbälge, Ausgleicher und Stoßfänger bestimmen immer mehr das Bild der Orgelanlagen. Dazu überblasende Flöten und immer ausgefallenere Streicher und Schwellwerke. Aber das ist bei diesem Erstlingswerk noch Zukunftsmusik. Ein tolles beeindruckendes und besonders liebevoll restauriertes kleines Instrument versteckt in Dornitz! 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen