Mittwoch, 12. Februar 2020

BARBY St. Johannis op.82 die letzte große mechanische Orgel von Rühlmann aus dem Jahr 1886

Barby / Elbe. St.Johannis. Hier steht im edlen, dunklem, neogotischen Gehäuse mit schweren Formelementen massiv wirkend die letzte große mechanische Orgel der Orgelbaufirma Rühlmann-Zörbig.
Barby, St.Johannis: opus 82 W.Rühlmann Orgelbauanstalt
Zwei wehrturmartige Pfeifentürme flankieren das flache Mittelfeld, diese sind gekrönt mit einem pyramidenartigen Dachaufsatz, was dem ganzen etwas märchenhaftes verleiht.
Prospekttürme.
Das Instrument besitzt auf III Manualen und Pedal 35 Register und zahlreiche Nebenzüge. Durch eine geheime Tür im hinteren Teil des Gehäuses gelangt man über eine innenliegende Wendeltreppe auf den Dachboden in die Balgkammer wo 2 große Doppelfaltenmagazinbälge stehen.
Balganlage
Durch eine weitere verdeckte Tür gelangt man in das Innere des Instrumentes. Mechanische Registratur und Tontraktur. Die Tontraktur wird zusätzlich und mittlerweile ganz selten anzutreffende liegende Barkermaschine unterstützt. Schon diese Ausstattung macht das hochwertvolle Instrument  zu einer national bedeutsamen Orgel.
liegende Barkermaschine
Bis auf eine elektrische Windmaschine und 1917 abgelieferte Prospektpfeifen die durch Zinkersatz ergänzt wurden ist sie im ganzen original erhalten, Umbauten, Umdisponierungen blieben ihr gottseidank erspart. Ungewöhnlich ist bei dieser Größe von Orgel der geringe Umfang der Manuale (C-f ''') und des Pedals (C-d ').
III-manualiger Spielschrank mit "Kollektivtritten"
Das wurde bei Rühlmann erst später erweitert und bei kleinen Dorfinstrumenten bis zum ersten Weltkrieg für ausreichend befunden. Im Untergehäuse sind 2 große Reservoirbälge untergebracht, die liegende Barkermaschine befindet sich direkt hinter dem Spielschrank und ist durch Abdeckungen gegen Verschmutzung gesichert. Das ist bei Rühlmann bei allen Werken zu beobachten: Barkermaschine in einem verschlossenen Holzkasten, bei pneumatischen Kastenladen sind die Auslassventile unter einem Holzdeckel versteckt und die Pneumatiktaschen zur Pfeife sowieso in der Kastenlade versteckt. Bei den später gebauten Registerkanzellenwindladen sind alle Vorrelais mit Schutzleisten versehen. Erstens werden Störgeräusche minimiert und zweitens alles vor Verschmutzung oder unbeabsichtige Kontakte mit Personen in der Orgel gesichert. Zur Beschaffenheit: auf jedem Manual ein Rohrwerk. Trompete 8' auf I, Clarinette 8' auf II. Harmonika 8' auf III' (Harmoniumzungen=Physharmonika) Im Pedal eine schmetternde Posaune aus Holz. Die Nebenzüge sind interessant: Pianopedal / Fortepedal Pianomanual / Fortemanual. Vorläufer der festen Kombinationen. Diese Züge korrespondieren mit  3 Tritten die über dem Pedal angeordnet sind, der 4te Tritt ist der Löffeltritt zum Schwellkasten des III.Manuales.
Detail : Nebenzüge und Sperrventile
Kraftvolle Intonation, liebevoll intonierte Einzelstimmen die alle das Gemüt ansprechen und sich mannigfaltig kombinieren lassen. Die Orgel ist sehr sehr eingeschränkt oder gar nicht spielbar und soll in Zukunft generalsaniert werden, was nur mit einem gehörigen finanziellen Aufwand realisiert werden kann. Die letzte große mechanische Orgel der Orgelbauanstalt!
Detail: Orgeluntergehäuse

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