Sonntag, 21. März 2021

die damals weltgrößte Orgel 1912 in HAMBURG St. MICHAELIS von E.F.WALCKER-Ludwigsburg

 Im Beisein s.M. des Kaisers und Max Reger wurde das damals weltgrößte Instrument in der Michaeliskirche in Hamburg eingeweiht. 1906 brannte die Kirche nieder und die darin enthaltene Hildebrandt Orgel der Barockzeit.

die alte Hildebrandt-Orgel

Während der Aufbauphase hatte man Gelegenheit um ein monumentales neues Orgelwerk zu erschaffen was bis in letzte Einzelheiten durchdacht und erprobt war.
Die neue Walcker Orgel 1912 mit "seitlichen Anbauten"

Der imperiale Spieltisch wurde als 1:1 Modell in der Orgelbauanstalt Walcker-Ludwigsburg angefertigt und so gestaltet das man alles verändern konnte. Organist Alfred Sittard (damals Dresden-Kreuzkirchenorganist) erörterte alles mit dem genialen Kopf der Firma, Oscar Walcker. Die schier unerschöpflichen Geldmittel wurden von der W.M. Godeffroy Familien-Fideikommiss-Stiftung zur Beschaffung eines nur mit besten Materialen und Mitteln zu beschaffenden Orgelwerkes bereitgestellt.
Walcker Orgel 1912

Die Heutige Orgel von Steinmeyer aus den 1960ern und die Neuordnung in den 2010ern durch Klais-Bonn wo wieder ein Fernwerk erstellt wurde-reicht an die alte viel monströsere Orgel nicht heran.
Walcker Querschnitt 1912

Ein kurzer Abriß: 163 Register auf 5 Manuale und Pedal verteilt. Alle Oktavkoppeln ausgebaut. I. und II. Manual bilden ein Gegenüber dem starken III. und IV.Manual. Das V. Manual ist als Fernwerk auf dem Dachboden,einem 20 Meter langen Beton-Tunnel als Schallkanal mit dem Kirchenraum verbunden, die Klänge "rieseln" mittig durch eine Rosette auf einen herab.
Anlage des Fernwerks

Etliche Stimmen des Pedals stehen in den Schwellkästen des III. IV. und V. Manuales und sind damit schwellbar.
InnenAnsicht der Walcker Orgel

Auch horizontale Trompeten sind vorhanden, aber nicht sichtbar.....im Schwellkasten des III.Manuals angeordnet auf einer aufrecht stehenden 4 Meter hohen Windlade sind Helikon16' Tuba mirabilis 8' und Hohe Trompete4'. Diese Stimmen erhalten erhöhten Winddruck: 190mm/WS. Mit was für einer Wucht und Kraft diese Register in die Kirche reingeblasen????Wahnsinn. 4x32' , 28x16', 59x8',  15 gemischte Stimmen (Mixturen) und 29 Rohrwerke (Zungenstimmen) prägen diese nach Spätromantischer und Elsässer Reform erbaute Orgel.
Vergoldung links am Prospekt

Vergoldung rechts

Gewaltig. Alles auf abstromprinzip basierende Hängebalgladen die elektropneumatisch angesteuert werden.
Querschnitt der Walcker Orgel 1912 aus der Festschrift von Sittard

2 Riesige Windmaschinen die um die 150 m³ Wind pro Minute erzeugen und die darauf sitzenden Dynamos für die 24 Volt Steuerspannung versorgen die Orgel. Ein seperates Gebläse versorgt das Fernwerk mit Wind. Dazu die Neugestaltung des Spieltisches mit Arkanthusranken und runden gestaffelten Registerschaltern.
der imperiale Spieltisch der Walcker Orgel 1912

Dieser imperiale Spieltisch wurde bis in die 1930er Jahre bei E.F.Walcker als Grundlage neuer zu gestaltender Spieltische herangezogen.
Spieltisch Doesburg opus 1855

Im erstenWeltkrieg verlor die Orgel ihre Prospektpfeifen, im II.Weltkrieg wurde das Werk ausgelagert und nie wieder aufgebaut..
Orgel 1945 nach den Bombenangriffen auf Hambug

..stattdessen erklingt ein Werk 2ter Wahl bis heute welches an die Ausmaße der alten spätromantisch-elsässischen Orgel niemals heran reicht.
Disposition der Walcker Orgel opus 1700 aus 1912

Die Orgel in Ilmenau bezeugt dies. Doesburg,Malmö, Barcelona, Oslo usw wurden so erbaut....diese elektropneumatischen Monstren sind leider nur Teilweise erhalten. Bilder sprechen mehr als 1000 Worte.
Spieltisch Darstellung

Walcker Orgel 1912 in der Michaeliskirche Hamburg