Montag, 18. Januar 2021

KÜHNDORF op.379 aus 1914

 In Kühndorf bei Suhl wurde 1914 eine von 4 Instrumenten in der Region aufgestellt. In Metzels steht op.245 aus 1903 in Kloster Rohr op.372 aus 1914 und in Dillstädt op.386 aus 1915. Viernau op.444 aus 1930 kam erst später hinzu. 

Kühndorf.

Das barocke Gehäuse wurde wiederverwendet und klingend belassen. Kraftvoll fegt das volle Werk durch den Raum, die einzelnen Stimmen sind von einer solistischen Schönheit. Im Zuge von Umbauarbeiten in der Kirche zu DDR-Zeiten wurde das Instrument, welches ursprünglich über dem Altar aufgebaut war, auf die Westempore versetzt, aber gottseidank nicht verändert. Qualitätsvolle Verarbeitung aller Teile beeindruckt heute wie damals. Registerschilder aus Porzellan sind hier erstmals mit gotischer Frakturschrift versehen.
Frakturschrift auf den Schaltern.

Entgegen dem Rühlmann-Buch von H-J. Falkenberg steht die Orgel nicht auf Taschenladen sondern auf den typischen Rühlmannschen Registerkanzellen! Hier das Beweisphoto:
Unterseite der pneumatischen Registerkanzelle (Kegellade) und Spieltischrückseite.

Im Spieltisch ist eine Inschrift des damaligen Kantors angebracht welche das Datum und die Monteure aus Zörbig benennt.Bemerkenswert ist auch die kurze Aufstellungszeit vom 30.7.bis 8.8. das sind 10 Tage.
Inschrift im Spieltisch.

Bruno Eule - der Chefintonateur, Wilhelm Gronau - der Werkmeister aus Zörbig, Paul Echten -  Orgelbauer der schon manch große Orgel mit aufgestellt hat, so auch op.300 in JÜTERBOG und Richard Rühlmann - Neffe des Firmeninhabers und ehemaliger Chefintonateur bis ~1906. Dieser wurde noch vor Beendigung der Aufstellungsarbeiten "zu den Fahnen " einberufen, da der beginnende erste Weltkrieg die ersten Opfer forderte.
Spieltisch mit eingeklebter Inschrift vom 8.8.1914

Saniert und überholt presentiert sich das schöne Werk, die Pneumatik funktioniert tadellos, die Klangfarben bestechen durch edle Schönheit. Lediglich den Zinnprospekt hat die damals neue Orgel eingebüßt.

Freitag, 15. Januar 2021

OPPELHAIN op.320 aus 1910

 In Oppelhain, das liegt zwischen Bad Liebenwerda und Finsterwalde, wurde 1910 Rühlmanns opus 320 eingebaut. 

 

Oppelhain Op.320 aus 1910

Die kleine Orgel überstand 1917 die Abgabe der Prospektpfeifen, und besitzt noch den originalen Zinnprospekt der damaligen Zeit. In das kleine historische Gehäuse aus Barockzeiten wurde ein viel mehr Platz beanspruchendes Werk hinein konstruiert somit sind seitlich links und rechts Gehäuseerweiterungen sichtbar die im Stil der Orgel angepasst wurden.

Orgelbau macht vor nichts halt: Decke aufgesägt für die große Gamba 8'

Alles bei Rühlmann Zörbig entworfen und erbaut. Dazu alles einheitlich farblich neu gefasst. So steht sie noch heute in der kleinen Dorfkirche. Restauriert wurde sie von Liebenwerdaer Orgelbau Voigt. Der typische Spieltisch ist hier seitlich positioniert.
seitenspieliges Orgelwerk

In dem kleinen Ein-Fuß-Gehäuse wurden 2 Manuale und Pedal untergebracht, im Spieltisch ist noch zusätzlich eine Suboktavkoppel II-I untergebracht was der kleinen Orgel die nötige Gravität verschafft. Das Werk besitzt keine Mixtur, auf I.M. finden wir klassisch Hohlflöte8', Gambe8', Principal8' Oktave4' auf II.M. Lieblich Gedackt8' und Flauto amabilé4'. Auf dem Pedal: Subbass 16' und Gedacktbass8'. Alles steht auf den typischen Registerkanzellen mit Hubmembranen, selbst der Magazinbalg inclusive des Fußantriebes ist im kleinen Gehäuse untergebracht.
Fußantrieb rechts am Gehäuse

Ein herrliches Werk für so eine kleine Kirche. Die Intonation besorgte der damalige Chefintonateur Eule der kräftig, kernig dabei absolut klangschöne Registerklangfarben vorlegt die einfach nur beeindrucken. Empfehlenswert.