Mittwoch, 28. Juni 2017

die größte DorfOrgel Sachsen-Anhalt´s. Emersleben, Op.218-1900

Emersleben bei Halberstadt, hier steht Op.218 aus dem Jahr 1900 von Rühlmann. Das ist die größte Dorforgel in Sachsen-Anhalt mit 3 Manualen und 30 Registern. Die Orgelanlage wurde in das historische Gehäuse des Vorgängerinstrumentes eingefügt.
Gesamtansicht
Das 3te Manual steht in einem Schwellkasten, welcher noch mit einem eisernen Löffeltritt betätigt wird. Beim Loslassen dieses Trittes schnellt er selbsttätig in Position " Schweller offen".
Creccendotritt zum III.Manual
Leider wurde das 3te Manual gravierend umdisponiert dafür blieben Manual 1 und 2 unberührt und im Pedal wurde lediglich Cello 8' abgeschnitten und als Choralbass wieder eingebaut, was ja fast reversibel wirkt. Klanglich ist das Instrument vollkommen auf der Höhe. Feinste Abstufung der Flöten, besonders die Streicher und die Principale, die in jedem Manual anders nuanciert aber gegeneinander ausgewogen und abgestuft sind. Trotzdem lässt sich beim Registercrescendo wieder feststellen, das der klangliche Aufbau nicht glatt und verschmelzend, sondern additiv wirkt, die Principale geben Kraft und Fülle, die Streicher bringen Farbe und die Flöten füllen und runden das Ganze ab. Die Trompete 8' die Oboe8' auf II und die Posaune 16' im Pedal setzten in Puncto Power noch einen oben auf. Majestätisch Erhaben in Vorzüglichkeit und Ausgewogenheit des Tones, so presentiert sich Op. 218 von Rühlmann. Der Firma, die die Umdisponierung in den 60ern vorgenommen hat sei Dank zu sagen, sich nur auf ein Manual beschränkt zu haben, somit bleibt der Grundgedanke des Klanges erhalten, und man kann jetzt geschickt durch umregistrieren barockere Klänge entlocken.
Spieltisch Op.218 - 1900 , III-30
Technisch wurden hier Registerkanzellen (Kegelladen) angewendet.
pneumatische Steuerleitungen hier noch mit Messingrohren.
Die gesamte Anlage bedarf natürlich einer gründlichen Überholung, aber der Reiz und der Charme sind auch unrestauriert, bemerkenswert.

Dienstag, 27. Juni 2017

im Dornröschenschlaf: Op.365 in BRANDERODA aus 1913

Eine der absolut kleinsten Rühlmann-Orgeln schläft in Ihrem Dornröschenschlaf in Branderoda.
Georg Theodor Kloß-  Prospekt um 1716

Erbaut 1913 mit Principal 8' Flauto amabilé 8 auf dem ersten Manual und auf II Lieblich Gedackt 8' Gemshorn 4' Pedal : Subbass16'.
Suboktavkoppel und Superoktavkoppel verstärken den Grundtönigen Klang. Sonor mit einem vollausgebauten Principal 8' im Manual überzeugt die doch fast unspielbare kleine Orgel .
Rühlmann Spieltisch 1913
Ohne Windmaschine, total verdreckt und nicht gewartet seit 100 Jahren, aber auch hier ist nichts verloren sondern mit einigen Helfern könnte hier ein spielbares Instrument wiederentstehen.
Die eigentlich verpönte Art, die Register so zu disponieren 2x2 auf 2 auf jedem Manual stößt heute auf Unverständnis, aber man sollte einmal den damaligen Standpunkt betrachten, Kraftvoll, und mit den beiden Oktavkoppeln verdoppeltem Klang auf 2 Manualen kann man mehr variiren und hervorbringen als wenn mehr auf einem Manual disponiert wäre. Die Superoktavkoppel ist sogar ausgebaut bis F4!
ausgebaute Superkoppel bis f4 !
Die Orgel funktioniert noch ohne Windmaschine. Der Schöpfer ist etwas defekt, der Magazinbalg ist in Ordnung. keine Luftgeräusche. Eine Freude, wenn diese kleine Orgel wieder ihre volle Kraft von sich gibt.
Manual 1 und 2 im desolaten Zustand.

Sonntag, 25. Juni 2017

Harkerode, Op. 273 aus 1906 in Schinkel-Kirche

Harkerode am Harz. In der St. Johanneskirche die 1832 nach Plänen des Architekten K.F. Schinkel http://www.schinkel-galerie.de/SachsenAnhalt.html fertiggestellt wurde beherbergt sie im historischen Gehäuse der Vorgängerorgel das neue Orgelwerk der Orgelbauanstalt Rühlmann, welches 1905/06 eingebaut wurden ist.
Harkerode Rühlmann Op.273 von 1906 / II-12
Sie ist eines der ersten Klanglichen Dokumente der Zusammenarbeit von Rühlmann Vater / Sohn und Georg Eule (Sohn von Herrmann Eule, Bautzen) der Chefintonateur bei Rühlmann ab 1906? war. Die Aktenlage ist leider dürftig und somit waren auch wir überrascht das am Anfang des Jahres 1906 Georg Eule schon "kräftig" aktiv war. Die Principale schmettern ein absolut beeindruckendes Plenum, gefärbt durch Gamba 8'  im II. Manual. Aeoline 8' im selben Manual bringt additiv einen leichten Anflug von Voix Céleste hinzu ohne zu schweben. Das Cello 8' im Pedal sägt mit kräftigem Strich.
der Spieltisch in Harkerode. Hier noch mit geraden Tasten des II.ten Manuales.
Das Tutti / Volle Werk beeindruckt durch "geradezu überwältigende Kraft bei strahlendem Glanz und edelster Abrundung". Ein Zitat H. Munds aus der Zeit, über Orgeln von Rühlmann. Hier könnte man noch viele weitere Abnahmegutachten bedeutender Persönlichkeiten aus der Zeit anführen, die vorliegen, alle schreiben das Gleiche. Absolut lohnenswert ist der Besuch und das Klangerelebnis der einzelnen Register. Das Instrument wurde 1998 von Fa.Voigt/Bad Liebenwerda überholt und überzeugt durch Authentizität, wirklich hervorragend gelungen. Lediglich am Spieltisch angebrachte Klebezettel trüben den Absolut genialen Gesamteindruck etwas, und sollten entfernt werden.

Elsnig bei Torgau Opus 335 von 1911

In dieser Kirche in Elsnig übernachtete Befehle schreibend Friedrich der Große, "der alte Fritz".
Am Orgelbesuch waren beteiligt Orgelbaumeister Benjamin Welde, Zittau und Christian Schmidt, Pressel.
OBM Benjamin Welde, Zittau und Rühlmannforscher Christian Schmidt aus Pressel (Op.321)

1911 baute Wilhelm Rühlmann Vater und Sohn ein richtig kleines Orgelwerk mit 6 Registern ein.
Bemerkenswert ist, das bei einer so richtig kleinen Kirche wie hier selbst ein ausgebauter 8' Fuß Principal in Zinn (große Oktave in Holz) den Ton angibt. So etwas würde sich doch heute keiner trauen. Total un-endeckt und auch verkannt fristet die arme kleine Orgel, in der eine gewaltige Klangmasse steckt, ihr Dasein.
Elsnig, Op.335 Totalansicht von der Empore.

Sogar auf zwei!!! Manualen verteilt ist auf Manual I: Flauto amabile 8' Principal 8' Oktave 4'
Manual II: Lieblich Gedackt 8' Aeoline 8',  die Aeoline täuscht und ist eher eine Gamba 8' also ziemlich kräftig, was einen farbigen Strich in die anderen Register bringt. im Pedal steht nur der Subbaß 16'.

>Rühlmannspieltisch bei nur 5 Manualregistern immer noch 2 Manuale!
Leider funktioniert die Windversorgung und der Magazinbalg nicht mehr, die Orgel wurde seit 1911 noch nie gewartet!!!! Man überlege! und trotzdem war ein, zumindest eingeschränktes aber überhaupt spielbares Instrument anzutreffen. Keine Wasserschäden und Sonstiges.  In dieser kleinen romanischen Kirche wo Friedrich der II. von Preußen übernachtet hat, so ein herausragendes Instrument vorzufinden ist der Wahnsinn. Die Kühnheit so etwas zu bauen und frech aufzustellen ist ein Zeugnis von den jungen Kerlen die bei Rühlmann ab 1906 tätig waren, Wilhelm Rühlmann junior (Orgelbaumeister)  und Georg Eule ( Klang) beide zu diesem Zeitpunkt 29 Jahre alt. Im Hintergrund hielt Rühlmann senior (geb.1842) die Fäden konsequent aber offen für alles Neue, in der Hand.

Elsnig. kleine Rühlmann Orgel
Absolut sehenswert besichtigungswert und hörenswert. Das Werk bedarf (2017) immernoch einer gründlichen Generalüberholung. Die Orgel wäre dann neben Ihrer, etwas größeren Schwester in Pressel Op.321 aus 1910 ein weiterer besonderer Markstein was mit wenigen Registern alles umzusetzen ist.

Mittwoch, 21. Juni 2017

Großzöberitz Op.295 aus 1907

Großzöberitz.
Die 295te Orgel von Wilhelm Rühlmann präsentiert sich nach einer durchgreifenden Überholung durch die Orgelbaufirma Rühle in Moritzburg in ihrem historischen Gehäuse der Vorgängerorgel.
Großzöberitz Opus 295 von 1907

in das kleine alte Gehäuse wurden 16 Register inclusive Schwellwerk  hineingestellt.
der Rühlmann Spieltisch mit Balanciertritt
Die Intonation und der Klang ist hier etwas zurückhaltender und nicht ganz so kraftvoll wie an den Schwester-Instrumenten, aber durchweg homogen und ausgewogen.


Dienstag, 20. Juni 2017

Bobbau Op. 31 von 1880

Bobbau bei Bitterfeld.

Die RühlmannOrgel stammt von 1880. 1879 weilte Wilhelm Rühlmann in Paris und traf den großen Orgelbauer Cavaille-Coll der im unter anderem die Orgel des Konzertsaales Trocadero vorführte.
Als praktisches Beispiel der neuen Erkenntnisse baute Rühlmann diesen Freistehenden Spieltisch im Stil von Cavaille-Coll
Ich am Spieltisch von Rühlmann's 31ter Orgel in Bobbau
Klanglich sind die Stimmen sehr französisch,  lediglich fehlen allerdings die Zungenstimmen in beiden Manualen und im Pedal. Hier war Rühlmann doch mehr der deutschen Romantik verhaftet und konnte am Markt nicht vorbei herstellen.
nicht
an Überzeugungskraft und Klanglichkeit. Im Pedal: Subbaß 16' Principalbass 8' Octavbass 4'Manual I: Principal 8', Bordun 16' Hohlflöte 8', Rohrflöte 4' Viola di Gamba 8' Octave 4' Octave 2' Mixtur 3 fach. (1,1/3')... Manual II: Lieblich Gedackt 8', Salicional 8' Geigenprincipal 8' Flauto amabile 4'. Tritte für Windmaschine und Pedalkoppel I-P. Manualkoppel II-I schaltet über einen Registerzug. Der Freistehende Spieltisch
freistehender Spieltisch Opus 31 aus 1880
und die hervorragende Mechanik der Firma Rühlmann lassen Spielfreude ohne Ende erleben.
spitzengelagerte Wellen von Rühlmann Op.31 aus 1880.

Samstag, 17. Juni 2017

GREPPIN OP.283 von 1906 !

Neubau der Kirche in Greppin bei Bitterfeld 1906 und zeitgleich wurde die neue Orgel als 283tes Werk von Wilhelm Rühlmann im historisierendem Barock-Gehäuse angeschafft. 
Ansicht Greppin Opus 283 aus 1906.
Innerer Aufbau ist sehr ungewöhnlich. Alle Windladen stehen quer zum Prospekt. Links die Hauptwerkslade, mittig das Pedal und ganz rechts das 2te Manual. Die großen Pfeifen stehen an der Rückwand und fallen chromatisch nach vorn ab.
chromatisch abfallende Pfeifen hin zur Prospektrückseite.
Intonatorisch lässt sich hier eindeutig Georg Eule hören (ab 1906 in Firma Rühlmann) , 2004 wurde das Instrument spielbar gemacht und mit neuen Zinn-Prospektpfeifen versehen. Die Voix Céleste 8' wurde wieder angelängt und rekonstruiert.
Pfeifen des Manual II. Angelängte Voix Céleste8' 

offener Violon 16' gekröpft, da der Gurtbogen des Turmes im Weg war.
Intonatorisch machen sich ein paar Fehler bemerkbar, aber diese lassen sich durch eine Fachfirma mit guten Intonateur schnell beheben. Hinter den Prospektpfeifen sind "Prospektapperate" , davon versagt einer seinen Dienst, aber auch das ist mit Leichtigkeit zu beheben. Klanglich verhilft die (Ober-) Oktavkoppel II-I zu noch mehr Volumen im Gesamtklang.
Spieltisch Op.283
Beachtenswert ist auch das aufwendige Gehäuse was in Rühlmanns eigener Abteilung "Gehäuse und Prospektbau" hergestellt wurde. Windladen auf Registerkanzellen nach System Rühlmann. Winddruck um 80mm/WS.

Sonntag, 5. März 2017

Nauendorf Opus 287 aus 1907

Hier presentieren wir die Rühlmann~Orgel Op.287 aus dem Jahr 1907 in Nauendorf bei Löbejün/Könnern.
Vollkommen spielbar und solide überholt zeigt sich zu unserem Besuch die Nauendorfer Orgel. Der Zinkprospekt wurde leider noch nicht aus Zinn ersetzt.
1907 zusammen mit der Kirche neu erbaut in einem historisierenden  5-achsigen Gehäuse welches sich bei genauerem Hinsehen als Barockimitation dartstellt (Schleierwerk sind Laubsägearbeiten).
 Die Seitentürme springen im spitzen Winkel nach vorn, der Mittelturm ist nach vorn rund gewölbt. Im Inneren ein sehr klassischer Werkaufbau: Hauptwerk, Oberwerk und Pedal. Die Windladen sind als Registerkanzellen nach dem System Rühlmann angefertigt. (Kegelladensytem, aber mit flachen Ventilen anstatt Kegel) Hinter der Orgel-Anlage befindet sich der Balgraum. Das II.te Manual steht deutlich höher als die Windladen des Hauptwerkes.
Die Pedalwindladen sind in C / Cis geteilt und ebenerdig platziert.
Die hölzerne Tonnendecke und Einrichtung der Kirche lassen trotzdem einen klar zeichnenden angenehmen, aber auch kräftigen Klang zu.
Die Intonation ist unüberhörbar aus der Erbauerzeit von Georg Eule/Bautzen erhalten. Jedes Register eine Solostimme in sich, jede Stimme kann allein eingesetzt werden oder findet ihren passenden Partner im anderen Manual. Die Voix Céleste 8' ist ein wahrer Traum an Klangdesign. Generell im Zusammenklang aller Stimmen, egal welcher Kombination bis hin zum vollen Werke lassen die nur 14 Register kaum Wünsche übrig.Der klassische Spieltisch im Rühlmann-Design ist wie immer klar definiert und Erkennungsmerkmal.


Samstag, 14. Januar 2017

HETTSTEDT - GROSSORGEL Op.264 von RÜHLMANN 1905

Im historischen Gehäuse von Zacharias Hildebrandt 1749 presentiert sich das neue Rühlmann Werk aus dem Jahr 1905.
Restauriert, die Technik un der Spieltisch sind bis in das kleinste Detail restauriert worden. Geheime Sperrventile machen nichtautorisierten Gebrauch unmöglich....
ein Bälgeträter nebst großen Magazinbalg versorgt die ganze Orgel. Die Trakturleitungen sind noch aus Messing und mit 90°Bögen versehen,
was sehr gut aussieht, hiervon ist Rühlmann später abgegangen ,da die pneumatische Repetition darunter leidet...Klanglich abgestuft in den 3 Manualen herrliche Flöten, mit vielen Nuancen, richtig männliche Principale. Trompete schmettert, Clarinette sanft schnarrend, Oboe etwas trompetend, sonor. Im Pedal : Posaune und Trompete bringen Kraft und Gewalt. Die Streicher sanft, Voix Céleste und Salicional haben etwas von nicht irdischer Prägung, Aeoline nicht von dieser Welt und Gambe und Cello kratzen , wie die gesamte Intonation, die nicht glatt gebügelt ist, sondern mit Ecken und Kanten versehen.... der Rühlmann Style den Georg Eule als Chefintonateur ab 1906 fortsetzte. Hier gibt es sogar einen Rollschweller für den Registranten.
2 freie deutsche Kombinationen die auch einen Resetter haben...und die Kombinationsdrücker springen in Ausgangsstellung. Sogar eine Echopedalregistrierung: eine Art Transmission von Aeoline8' und Lieblich Gedackt16'
aus dem Schwellwerk ins Pedal.

Donnerstag, 1. Dezember 2016

Briefköpfe im Wandel der Zeit

Heute wenden wir uns mal den Briefköpfen, Postkarten und anderen Drucksachen zu.
 Wir starten einfach im Jugendstil um 1913:
Titelseite Kostenanschlag um  1913
als nächstes meine frühesten auffindbaren Briefköpfe um 1880, auf der Lithographie ist die Spieltischwerkstatt noch nicht erbaut:
Kopf um 1880 
weiter geht es mit der Titelseite eines Angebotes um 1888:
um 1908 hier der Anschlag für Seebach (Op.311-1908)
für Schriftverkehr und Telegramme wurde zu dieser Zeit ganz zurückhaltender Jugendstil eingesetzt wie das Dokument für Jüterbog (Op.300)

in den 20er und 30er Jahren wurde der Brief und Angebotskopf vereinfacht und sieht so aus:


und hier noch eine Quittung:
POSTKARTEN gibt es auch aus den Jahren 1928. Sie zeigen die Orgelbauanstalt,
Orgelbauanstalt in Zörbig
die Orgel in Eisleben (Op. 437) und die Orgel der Lutherkirche in Erfurt (Op.425)
Eisleben Peter&Paul

Erfurt Lutherkirche