Montag, 4. Mai 2020

POTCHEFSTROOM Südafrika. Op.375 - 1914

Für die holländisch reformierte Kirche im Transvaal-Gebiet in der heutigen Republik Südafrika lieferten einige deutsche Firmen Orgeln auf den schwarzen Kontinent. Für unsere regional begrenzte Orgelbauanstalt Rühlmann in Zörbig war das damals sicher etwas Herrausragendes - aber nichts Ungewohntes mehr - man baute schon für die kleineren Orte im Bereich.
Hartebeestfontein Südafrika opus 312 1909 (Bild: Katalog 1914)
HARTEBEESTFONTEIN
Op.312 aus 1909 (II/12)

Originalseite aus dem Rühlmann´s Firmenkatalog 1909
und Krügersdorf bei Johannesburg Op.345 aus 1912 (II/16). Vor der Jahrhundertwende sogar nach Ranchi in Bangladesh. (I/4 op.193 1897)

1914 sollte die größte bisher gelieferte Orgel folgen, Potchefstroom. 30 Register verteilt auf III Manuale und Pedal.

Potchefstroom op.375 aus 1914. (Bild aus Rühlmann´s Firmenkatalog 1914)
Bei der Zusammenstellung der Register wurde sicher auf die Kundenwünsche Rücksicht genommen - man weicht vom gewohnten Weg der Disponierung ab und hält das ganze Werk im angelsächsischem Stil. Great-Choir-Swell-Pedal. *** Hauptwerk; Chorwerk, Schwellwerk,Pedal. Das erste Manual enthält keine Streicher, nur volltönende Flöten und Principale, eine Kleinmixtur 2-3fach und die Trompete8' . Auf dem zweiten Manual findet man eine genauso kraftvolle Batterie an Soloregistern , Voix céleste 8' geht mit der Viola 8' welche den Charackter der Gambe hat die Partnerschaft ein. Mixtur 2,3-4 fach plärrt quintig und tiefliegend mit 5 1/3' im größten Chor. Dazu sogar zwei Rohrwerke, Vox Humana 8' und Oboe 8' die sonst immer im III. Manual zu finden ist. Auf dem III.Manual befinden sich wahre Soloregister. Hier endlich kommt die Gamba 8´ dazu eine zarte Dulciana 8' (Zwischen Aeoline und Salicional, beachte Rekonstruktion in Jüterbog op.300 -Metallpfeifen und Klangzügel) Piccolo 2' und Clarinette 8' (durchschlagend) runden das Ganze perlig und softig schnarrend ab. Manual III besitzt keine Klangkrone. Das Pedal ist gegenüber den Manualstimmen schwach besetzt, aber auch hier wußte man in Zörbig zu kompenisieren und doch Kraft und den eigenen charmanten Klang der Zörbiger Instrumente einzubringen.
Disposition im Katalog 1914.
2 Gedackte 16' dazu Trompete 16', Quintbaß 10 2/3' erzeugt akustisch den 32' und gibt dadurch Gravität und Kraft. Principal und Gedackt 8' decken das eher unsolistisch besetzte Pedal rund ab.
Novum für die Zörbiger: Manual II und III als Schwellwerke!! Dazu Superoktavkoppel II-I und Subokavkoppel III-II diese aber durch die Manualkoppel II-I auch auf I wirkt. Somit vollste Wirkung durch Verdoppelung der Stimmen. (Eine von beiden Oktavkoppeln wirkt mit der entsprechenden Pedalkoppel bautechnisch bedingt im Spieltisch auch ins Pedal).  2 freie Kombinationen lassen den Spieltisch zusätzlich riesig wirken. Das Nadelholzgehäuse in Neogotik mit breitem Mittelfeld wird flankiert durch 2 herausragende Pfeifentürme, die dazu Pfeifen in Überlänge aufnehmen und auf Optik getrimmt sind. Der Spieltisch ist in eine Niesche eingelassen. Man beachte das doppeltgeschweifte Parallelpedal!!!
Spieltisch in Potchefstroom (Photodetailausschnitt) 2 Schwelltritte und doppelt geschweiftes Pedal erkennbar!
Leider gibt es momentan (2020) noch keine Hinweise trotz mehrerer Anfragen nach Südafrika über den Verbleib dieses Instrumentes und den beiden Anderen.

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