Pressel in Nordsachsen. Langezeit hatte das kleine Dorf Pressel, zu vorreformatorischen Zeiten,gelegen zwischen Wittenberg und Eilenburg, einen eigenen Priester. Nach der Reformation 1517 gehörte es zur Pfarrstelle Authausen, hier war ein kleines Kloster ansässig, die Kirche dort weißt einen Ostturm, einen Wehrkirchenturm auf. Im 2kM entfernten Pressel befand sich eine historische Kirche aus dem 13ten Jahrhundert. Sie war aus Feldsteinen und Raseneisensteinen erbaut.
|
die alte Kirche in Pressel abgerissen 1856
|
Ein massiver Westturm schließt ein kleines Kircheschiff an, welches in unserer Region öfter angetroffen wird. Eine mechanische Turmuhr und eine alte Sonnenuhr zierten das alte Kirchgebäude. Im Innenraum dieses altehrwürdigen Gebäudes des Mittelalters befand sich ein Bild von Martin Luther und ein Dreiflügelaltar aus dem Mittelalter. Die damals neue Orgel aus dem Jahr 1827 erbaut von den Brüdern Wäldner aus Halle gab dem Innenraum neue feierliche Impulse. Die kleinen Fenster, Zugänge und der düstere, enge Innenraum sorgten dafür das die auch "aufstrebenden" Einwohner von Pressel, die damals wie heute "etwas herrausstecken" wollten, beschwerten sich und mahnten an, einen angemessenen Raum zu erhalten in denen man Gott ehrt. Das alte ehrwürdige Gotteshaus aus dem 13.Jhd. war nicht mehr statthaft und gewollt. Offiziell wurde die Baufälligkeit als Hauptgrund ins Feld geführt, da die Instandhaltungskosten sicher die eines Neubaues ebenbürtig waren. 1856 war es endlich soweit, das Drängen der Leute von Pressel wurde stattgegeben und der Kirchenrat beschloß einen stattlichen Neubau der Dorfkirche. Architekt und Bauzeichnungen sind verschollen und unbekannt, aber Graf Seydewitz, der preußische LandratsAdjudant, befürwortete den Neubau und den Willen der Bürger. Dann ging es los, die alte Kirche wurde abgerissen, die Baumaterialien nach Authausen verkauft, mit denen die neue Schule erbaut wurde. In Pressel wurden indess die neuen Ziegel gebrannt und zur Baustelle inmitten des Ortes geliefert. Hier wurde das neue, riesige, geräumige Gebäude neu "hochgezogen". Im Jahr 1857 war Richtfest und später die Indienstnahme der neuen Kirche gefeiert.
|
die neue Kirche , ältestes Photo. vor 1900
|
Endlich Platz für die Bürger des Dorfes. Die Frauen sitzen unten und die Herren auf der Empore. Nach einiger Zeit kam Klage über Lichtverhältnisse im Gebäude. Dem wurde Rechnung getragen und die Fenster wurden um 1,50 Meter nach unten erweitert. hier enstanden die großen "Kathedralfenster".
|
Vergrößerung der Fenster 1896
|
Das Gebäude wurde im Eklektizismus erbaut. Es weißt Formen Schinkel´s, des Klassizismus und romanisch- byzantinische Elemente auf. Der Innenraum wurde eher an eine nordische Holzkirche angehlehnt, die Inneneinrichtung wurde in Kiefernholz im Naturholzton ausgeführt, die Säulen, Emporen und Bänke waren nicht mit Farbe gestaltet. Die Kirchendecke im großen Saal war mit Querbalken flankiert und mit Brettern verschlossen.
|
so in etwa sah die ursprüngliche Decke der Kirche aus.
|
Bis heute ist kein Bauplan und Architekt aufffindbar. Das Taufbecken wurde wie auch andere Gegenstände aus der alten Kirche übernommen.
|
Pressler Taufschale aus dem 17.Jhd. gefertigt aus Silber.
|
Hier zu sehen die Schüssel des Taufbeckens, und der übernommene Taufstein aus der alten Kirche, Entstehungszeit um 1680. Die gewaltige Kirche stand endlich und viele der Einwohner gaben ihre letzte Ziege für den Bau. 1901 mißviel der mittelalterliche Altar.
|
der Mittelalterliche Altar in einer alten Aufnahme um 1920
|
|
Der mittelalterliche Altar 1902 verkauft nach Halle / Moritzburg
|
Er wurde verkauft in die Kunstsammlung der Moitzburg Halle.
|
Bänke der neuen Kirche
|
|
Balkenköpfe , Zeichnung aus dem Baubuch.1856 |
|
Dort befindet er sich noch heute.Im Jahr 1906 schlug ein Blitz bei einem Sommergewitter in den schlanken Kirchturm ein und der brannte diesesen vollständig aus.
|
die Kirche nach dem Brand 1906
|
1910 vollständig wiederaufgebaut, wurde das Gebäude neu geweiht. Der Turmhelm wurde phänomenal um die doppelte Höhe des Helmes aufgebaut, nun leuchtete das goldene Kreuz noch weiter über die umliegenden Heidedörfer.
|
Das Taufbecken aus dem 16Jhd.
|
Durch den Brand angeregt, stampften die Bürger von Pressel die Freiwillige Feuerwehr im Jahr 1913 aus dem Boden. Am.1.April 1913 wurde die Institution gegründet.
|
Die neu gegründete Feuerwehr vor der Kirche im Jahr 1913.
|
Die Kirchturmuhr wurde auch von einem Pressler Bürger gefertigt, Uhrenmachermeister Handke schuf es, so wie viele weitere bei uns in der Gegend.
|
originales Turmuhrenwerk von Meister Handke/Pressel, 1908, elektrifiziert.
|
Der Innenraum wurde umgestaltet. Die Decke wurde komplett abgehängt und mit Schilfbeton versehen. Die Apsis im Altarraum wurde von dem berühmten Kirchenmaler und Professor für Ornamentik, AUGUST HERMANN OETKEN gestaltet, Gehilfe "Hase" unterstützte ihn bei seiner Arbeit. Das nächste Werk von ihm kann in Wittenberg, Christuskirche besucht werden.
hier noch der Link zum weiterstudieren:
https://de.wikipedia.org/wiki/August_Oetken
|
Altarraum um 1920 |
|
|
Innenraum heute, neue Orgel von Rühlmann, 1910.
|
Die alte Wäldner Orgel aus dem Jahr 1827, wurde durch die Löscharbeiten beschädigt da der Turmaufgang sich hinter der Orgel befindet und die Orgel "weggespült" wurde. Das Instrument wurde darauf hin entsorgt. Ein neues Werk der Firma Wilhelm Rühlmann, Zörbig wurde 1910 angeschafft.--> siehe seperaten Artikel.
|
Professor August Oetken 1909, Signatur
|
|
ApsisHimmel Gesamtaufnahme, 1909 Prof.A.Oetken.
|
Der 1te Lehrer im Ort, Paul Wittmann, machte sich sicher für den Neubau stark, ein junger Lehrer der nicht mehr auf dem abgetragenen, schwerfälligen Instrument von 1827 spielen wollte wurde der Organist und Chorleiter des neuen Kirchenchores. Größer geplant, zu klein ausgeführt.
|
Paul Wittmann, erster Organist und Lehrer
|
1921 wurden die Emporen auch farblich gefasst und mit Ornamenten versehen, kein Ornament ist zweimal zu finden. So steht das Gebäude und die Inneneinrichtung bis heute mitten in Pressel.
|
Kirche, Ansicht von Süden, um 1928
|
|
Emporenbrüstung mit Gestaltung um 1921
|
|
Kirche heute auf dem Dorfplatz
|
|
Schulklasse 1914 vor dem Kirchgebäude.
|
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen