Samstag, 4. Februar 2023

MALMÖ, opus 1792 aus dem Jahr 1913 !

 1911 Malmö, Südschweden. Der neue Organist der St.Petrikirche , der großen Stadtkirche der Stadt, Axel Boberg (*1876+1946) wollte ein neues modernes Instrument in seiner riesigen gotischen Kirche. 

 

Walcker Orgel im historischen Gehäuse, Photo © Archiv Christian Schmidt

Das alte Instrument konnte in keiner Weise die modernen Anforderungen der schwedischen Organisten befriedigen. Sicher ein aus heutiger Sicht ganz historisches Instrument in einem wertvollen historischen klassizistischen Gehäuse aus dem Jahr 1797 geschaffen von Olof Schwans. Hier ein Bild aus dem Jahr 1913 aus dem Archiv der Orgelbaufirma Walcker-Ludwigsburg:O

Walcker Instrument mit freistehenden Spieltisch. photo:©Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg, B 123, Bü 2074

Wie man schon sieht, der Spieltisch ist modern freistehend und nicht, an oder wie früher, im Orgelgehäuse untergebracht.  Der Blick ist in den gewaltigen Kirchenraum gerichtet. Axel Boberg wollte ein modernes großes künstlerisch in allen Belangen benutzbares Instrument. Axel Boberg, ein Beführworter des deutschen Orgelbaues, der dem damals schwedischen überlegen war,  lies die damals bekannteste Firma E.F. Walcker -Ludwigsburg das neue Instrument erstellen. Er selbst fuhr nach Ludwigsburg um Oscar Walcker zu sprechen um den Bau der Petri-Orgel einzuleiten. Organist Boberg hatte das volle Vertrauen des Petri-Kirchenrates, der Vertragsabschluß ging ohne Ausschreibung und ohne Konkurrenz von statten. Die Gemeinde wollte eben eine Orgel dieser Firma. Er wusste genau was er wollte und war ein Mann der sich mit dem Orgelbau auskannte. Oscar Walcker weilte dann öfter in Malmö und erinnert sich an die "angenehmsten Besprechungen mit dem Kirchenvorstand" und war ein gerngesehener Gast im Hause Boberg. Dort lernte er "das schwedische Familienleben kennen und schätzen". so in seinen Memmoiren. Auf dieser Basis standen weitere Orgelneubauten: Malmö-Karoli-Kirche, 50 Register, Siriuskirche, und gipfelte 1925 mit dem Bau der Orgel im Stadthaus Stockholm. IVManuale-114Register, Siehe sepetraten Artikel über die Orgel Stadthalle Stockholm. 

Zur Disposition , die auf Organist Axel Boberg und Oscar Walcker zurückgeht. 

Organist Axel Boberg,Befürworter des deutschen Orgelbaues

MANUAL I - klassisch deutsch spätromantisch. 16'-8'-4'-2'- Kornett, Mixtur und einen gewaltigen Zungenchor: Trompete 16' Tuba mirabilis 8' (eine Hochdruckstimme - 150mm/WS) Clairon 4' .

MANUAL II ; SCHWELLWERK ; : Ein kräftig majestätisches Begleitwerk oder Solowerk mit Einflüssen der elsässischer Orgelreform:  Flöten und Streicher 16'-8'-4'. Fugara 8' als labiale Hochdruckstimme. Es wird noch besser: eine Batterie an Horizontalen Rohrwerken, die noch zusätzlich mit Hochdruckwind befeuert werden, diese Stimmen "tröten" an höchster Stelle der Orgel in den Kirchenraum. Das muß gewaltig gewesen sein. Es sind: Fagott16'  Trompete8'  Trompete 4'.

 

Walcker-Konstruktionszeichnung: Windlade II.Manual ~ Horizontaltrompeten. © by Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg, B 123, Bü 2074


MANUAL III ; SCHWELLWERK ; Dieses Werk steht im hinteren Teil der Orgel, im umfunktionierten Turmraum. Das absolut spätromantische deutsche Werk mit den absolut schönsten Stimmen, keine schwachen Stimmen: Voix celeste 8'& Violine 8', ein Lieblich Gedackt 16', Geigenprincipal und Flute harmonique 8', eine Harmonia aethera 3fach, Brillianz mit Terz; dazu das obligatorische, in Schweden weitverbreitete EUPHON 8' (eine Art Tuba mit rundem Klang) und Oboe 8'.

Registerstaffel links.

Auf MANUAL IV ; SCHWELLWERKE, : hier spielbar das FERNWERK, die sog. FERNORGEL; und die CHORORGEL. Im Fernwerk findet man auch eine Streicherschwebung: Voix angelica8' mit Echogamba8'. Vox Humana8' knurrt sanft aus der Gewölbedecke auf das Publikum herunter. Die Chororgel oder Altarorgel hat nur 3 Register, Rohrgedackt8' Dulciana8' Spitzflöte4'. 

Registerstaffel rechts.

Das PEDAL ist gewaltig besetzt und knallert durch den Kirchenraum mit einem Principalbass 32'  und Bombardon 32'. Echobass 16' ist eine zarte Transmission aus dem III.Manual.  Harmonikabass 16' streicht tief sanft. Pedalmixtur 5fach gibt Glanz und Farbe. Kontrafagott16' und Posaune16' unterstreichen energisch das Bassfundament. 

Spieltischbild, Portraitphoto 1913, © Malmö Archiv der Petri-kyrka

 

Die Normalkoppeln sind obligatorisch dazu gesellen sich Ober und Unteroktavkoppeln auch zum Pedal hin die der Tonmasse ungemein an Kraft und Gewalt gibt. Frei einstellbare Pianopedalkombination für IV und III Manual. Der absolut wunderschön gestaltete Spieltisch gibt Aussage wie es sich angefühlt haben muß. Seitlich die walcker'schen Arkanthusranken dazu die modernen ergonomisch dem Spieler zugewandten Registerstaffeln. Übersichtlich angeordnet dazu die Kombinationstritte und Balanciertritte und natürlich die Registerschwellerwalze. 

 

Walcker Konstruktionszeichnung: Spieltischanordnung. ©Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg, B 123, Bü 2074

Manualumfang C-a''' und Pedal C-f'. Die Schwellwerke sind ausgebaut bis a''''. Bei der Orgel wurde eine Mischform der Steuerung angewand. Manual I und II und das Pedal arbeiten rein pneumatisch mit Taschenladen. Manual III , die Fernorgel und die Chororgel sind elektropneumatisch gesteuert. Die Fernorgel befindet sich auf dem Gewölbeboden und die Chororgel (Altarorgel) im Altarbereich. Es wurden leider noch keine Bilder gefunden. 

Walcker Konstruktionszeichnung: Längen und Querschnitt ©Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg, B 123, Bü 2074

Vorgestern erreichte mich aus dem St.Petri-Kirchenarchiv in MALMÖ ein beeindruckendes Foto des Spieltisches, welches, was Vergleiche anstellt, von Walcker bei Fertigstellung des Spieltisches in Ludwigsburg nach Malmö gesendet wurde. Es ist so brilliant aufgenommen, das die Registernamen gelesen werden können. Es sei hier wieder gegeben. Das  Teil soll im Archiv des Museums in Malmö erhalten sein, leider habe ich keine weiteren Informationen dazu, trotz erheblicher Korrespondenz.

besonderer Dank sei :

Organist Anders Johnsson, 

Anne Ruponen, Secretary at Petri-Kyrka MALMÖ, 

 Ute Fitterer-Wirtschaftsarchiv Baden-Württemberg.








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