Dienstag, 4. Juni 2024

Furtwängler&Hammer Orgel Op. 836 in Braunsbedra/Anhalt 1916

Braunsbedra, ein Ortszusammenlegung bestehend aus den Dörfern Braunsdorf und Bedra, in Braunsdorf steht eine Orgel von Friedrich Ladegast und in Bedra ein Werk der Firma Furtwängler&Hammer-Hannover aus dem Kriegsjahr 1916. Ladegast in Braunsdorf folgt in einem der nächsten Posts. Nun aber zu Bedra. In der Gnadenkirche dort stand ein spätbarockes Werk der Gebrüder Trampeli welches, wie es damals üblich war, geopfert wurde, weil es ausgespielt war. Das originale Gehäuse wurde beibehalten und instand gesetzt. 

Braunsbedra Hammer Orgel im Barockgehäuse

 

Das neue Werk wurde nicht wie üblich bei der sich in der Nähe befindlichen leistungsfähigsten Orgelbaufirma in Mitteldeutschland - Rühlmann in Zörbig bestellt, sondern bei einem derer Konkurrenten im damals weit entfernten Hannover bei Furtwängler&Hammer. Inhaber und Firmendirektor war Adolf Hammer (*Herzberg am Harz 6.4.1854+5.3.1921 Hannover) einige große und beeindruckende Instrumente sind aus seiner Ära hervorgegangen, teilweise im II. WK untergegangen(Hannover Stadthalle IV-Manuale). zwei existierende Beispiele: Salzwedel - Marienkirche 1913 und Verden/Aller, Domorgel erbaut 1916 - die große Schwester unser hier vorgestellten Orgel in Braunsbedra. 

In Bedra wurde ein bescheideneres Instrument aufgestellt, aber dennoch berauschend durch Klänge in dem kleinen Kirchenraum. Das II. Manual - im Schweller - besticht durch zartere und Solostimmen. Flötenprincipal8' und Quintatön8' geben solistische Kraft, Flauto traverso8' und Voix celéste8' zeichnen sich durch Tonschönheit aus. 

Spieltisch von Hammer-Hannover 1916

Im I. Manual sind starke Register zu finden: Gamba8' Principal8' Offenflöte8' geben Kraft, Bordun 16' erzeugt Fundament und Mixtur und Trompete8' bilden das Finale an Kernigkeit und gleichzeitiger runder Brillianz. Durch den Einsatz der Super und Suboktavkoppeln von II auf I erzeugt das "zarte" Schwellwerk einen zusätzlichen Effekt an Klangzuwachs alle 8'Füße werden zu 16'Füßen und der eine 4'Fuß, die "Zartflöte" wird zum brillianten 2'Fuß. 

Rollschweller & Balanciertritt (heute festgeschraubt)

Das Pedal, welches schon einen Tonumfang von C-f' besitzt, ist etwas spärlich besetzt, ein "Zartbass16' " ist eine Transmission vom Bordun16' aus dem I.Manual. Die anderen 3 Register Subbaß16' Violon16' und Principalbaß 8' sind selbstständige Register. 

der Rollschweller ist obligatorisch und wirkt auf alle Register. 

Firmenschild von Adolf Hammer

Heute bietet sich ein trauriges, umdisponiertes Bild: Trompete8' ist beraubt, Oktavkoppeln funktionieren nicht richtig oder sind gänzlich außer Funktion, die Schwelljalousien sind ausgebaut und der Balanciertritt ist festgeschraubt. Viele der 8' sind abgeschnitten und als Aliquotregister eingesetzt....sie plerren rein und stören den Gesamtklang. 

Spieltischrückseite

Hier ist zu hoffen das man eine Rückführung anstrebt, die auch leicht durchzuführen ist, die Pneumatik mit der das Instrument gesteuert ist, kann man auch , wenn es eine Fachfirma ausführt- ordentlich spielfähig machen.

Stifter-Schriftzug von 1916

Die Orgel ist die kleine Schwester der Domorgel in Verden. Die Klänge sind im kleinen Styl die selben und harren der Wiederherstellung. Damals von der Freiherrin Clara von Helldorf-Bedra gestiftet, der untere Adel ahnte sicher den Niedergang des Reiches inmitten des ersten Weltkrieges und Investierte in ein neues Instrument. 

Totalansicht

Frau von Helldorf-Bedra war auch schon betagt und verlor ihren Mann in früherer Zeit.  Pneumatische Taschenladen nach dem System der Firma Hammer-Hannover, selbst das umgebaute Instrument, seinen Funktionen beraubt, gibt immer noch Spielfreude. Man erspielt sich den Geist der Erbauer.

Prospektdetail und moderner Spieltisch

Im nächsten angefügten Bild die Disposition in der Gegenüberstellung Original vs. Umdisponiert.



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